Jeder hat etwas zu viel und die meisten Menschen haben zu viel zu viel. Die Menschen haben zu viele Hüte, unter die sie ihren Kopf bringen müssen. Vielleicht müssen sie ein ausgezeichneter Verkäufer sein, Familienvater, Ehemann, Freizeitsportler, Zuhörer und Geschichtenerzähler. Wer sich nur beginnt vorzustellen wie hoch der Turm seiner Hüte ist, wie schwer und belastend dieser Turm ihn am Boden hält wird beginnen nachzudenken.
Und wir haben auch zu viele Dinge. Wir rennen los und kaufen Sachen die unser Leben einfacher machen sollen. Sie sollen helfen, verschönern und uns freier machen. Doch in Wahrheit stellen sie uns im besten Fall nur immer wieder vor die Qual der Wahl und im schlechtesten ist es der Ballast auf unseren Schultern den wir tagtäglich schleppen.
Dort die Leasingrate, da die Versicherung. Hier die Miete für die Ferienwohnung dort die monatliche Tilgung für unser Haus. Und so stapeln sich die Ausgaben, Essen, Wohnen, Handy, Festnetz und in unseren Schränken stapeln sich die Schuhe und brechen die Kleiderstangen.
Doch wenn ich mit meinem Fahrrad die ersten 50 km hinter mir habe verstehe ich, eine vierte und fünfte Tasche würde mich wohl noch langsamer machen und vor allem noch mehr anstrengen. Und auf keinen Fall freier und glücklicher.
Wer wirklich fliegen will
sollte Ballast abwerfen.
In einer Woche ist Dorfflohmarkt. Was für eine grandiose Gelegenheit. Ich gehe durch die Zimmer, schaue in die Schränke und alles was auch nur den Hauch von Staub angesetzt hat fliegt raus. Was nicht verkauft wird, wird verschenkt. Mit Ballast aus Sachen geht es einfach und doch ist es nur ein kleiner Schritt.
Ein größerer Schritt in die richtige Richtung (raus aus dem goldenem Käfig) sind die Hüte.
Muss ich noch in diesem Verein sein? Brauche ich das monatliche Geschäftsessen? Muss ich in jeder Rolle wirklich perfekt funktionieren?
Womit wir auch schon beim größten Schritt sind, dem Ballast aus Gewohnheiten und Ansichten.
Kein Ballast ist einfach abzuwerfen, doch vom Ballast liebgewordener Meinungen und Glaubenssätzen verabschieden wir uns am allerschwersten. (In der Politik nennen das manche den Amtsbonus)
So werde ich mich nach dem Flohmarkt an meinen Schreibtisch setzen und ein Liste mit meinen Hüten machen. Dann kann ich entscheiden, welchen dieser wunderbaren und schönen Hüte ich jetzt noch tragen will. Danach eine Liste mit Meinungen und Glaubenssätzen. Sicher wird die Entscheidung nicht immer leicht sein – doch sie wird immer befreiend sein.
Und nein – ich warte jetzt nicht mehr auf den Flohmarkt. Ich fange jetzt gleich an!